Die Poesie des Surfens

Es sind magische Momente, wenn man an einem grauen Wintertag ans Meer fährt. Weit und breit ist nur ein alter Mann mit Pfeife im Mundwinkel und Jagdhund an der Leine zu sehen und im Auto ist die Heizung auf Anschlag gedreht. Unverhofft bietet sich einem ein geradezu göttlicher Anblick: Gleißend cleane Wellen, jede so schön wie diese Welt selbst.

Magie beim Surfen

Jetzt spielt es keine Rolle, ob das Wasser kalt, die Knochen noch müde oder der Himmel von dicken Wolken besetzt ist. Innerlich geht die Sonne auf und man macht sich daran, die Welt auf ein Neues zu erobern. 

In derartigen Momenten sind unsere Sinne geschärft: Während ich in den dicken Wetsuit schlüpfe, höre ich eine Feldmaus im Unterholz rascheln, ich verstehe plötzlich was die Möwen über meinem Kopf zu sagen haben und beim Duckdive habe ich das Gefühl, jedes einzelne Wassermolekül auf meiner Haut spüren zu können. 

Als winziger Punkt im riesigen Ozean fühlt man sich plötzlich als Teil eines Ganzen. Man gehört in diese Welt wie das Wasser und das Salz im Pelz der Seerobben, wie die Gischt und der Wind, die einem so gerne Knoten ins Haar zaubern oder wie die zwei Sandkörner, die man unbemerkt  noch jahrelang in seinen Schuh mit sich trägt.

Poesie beim Surfen in Frankreich

 

Es ist schön, zu wissen, dass man in diese Welt gehört und beim Surfen wird einem dies oft viel bewusster als im Alltag. Auch wenn wir die Bedeutung dessen, was wir tun und sind, nicht ermessen können, so lässt uns der Ozean doch begreifen, dass wir ein Teil von allem sind. 

"It is of great use to the sailor to know the length of his line, though he cannot with it fathom all the depth of the ocean." (John Locke)